AfrikaTour 1993/1994

Thomas Klabunde und Uwe Velten


Egypt-flag Egypt

Luxusdomizil

03.10.1993 Sonntag (Kairo 1) /T

Heute beginnt ein einschneidender Abschnitt in unserem Leben. Wir brechen für ein halbes Jahr auf in das Ungewisse. Es geht nach Afrika. Unser erstes Etappenziel von der Afrikareise ist wie geplant Ägypten. Nach einigen Luftlöchern in einem alten klapprigen Flugzeug und sehr schlechtem Wetter landen wir in Athen zwischen, um schließlich mit etwas Verspätung nach Kairo zu gelangen.

Kairo ist eine so gewaltige Stadt, dass wir ca. 30 Minuten drüber hinweg geflogen sind, bevor wir zu Landung ansetzen konnten. Es hat alles prima geklappt. Sogar Mohammed, mein Studienkollege, erwartet uns mit seinem Bruder Ali am Ausgang des Flughafens. Nach einer herzlichen Begrüßung fahren wir mit dem Taxi in die Stadt, in der wir unsern ersten ägyptischen Imbiss zu uns nehmen. Weil es schon spät ist, werden wir zuerst zu unserer Bleibe für die kommende Woche gebracht. Als wir die von Mohammed für uns angemietete Wohnung sehen, fallen uns bald die Augen aus. Die Wohnung ist einfach riesig, mind. 100.00 m² groß, mit drei Schlafzimmern, Klimaanlage, Fernsehen, Radio und Kühlschrank.

- Einfach grandios -

04.10.1993 Montag /T

Ziemlich früh werden wir von einem Rudel Hähne im Hof geweckt. Um 11.00 Uhr erscheint Mohammed mit einem ägyptischen Frühstück, Rindfleisch, Käse, türkischem Honig und kleinen Baguettes nach ägyptischer Art. Nicht unbedingt meine Geschmacksrichtung. Danach geht es ab in die Stadt um einige Dinge einzukaufen, sowie eine Besichtigung des "Ägyptische Museum". Am Abend besteigen wir den Kairo-Tower und genießen mindestens eine Stunde den Ausblick auf die beleuchtete 17 Millionenmetropole und knipsen in der Zeit fast eben so viele Fotos.

Einschub - Verkehr

Verkehr

Es ist unglaublich, wie die Ägypter Auto fahren und dabei das Verkehrschaos in der total überfüllten Stadt noch in Grenzen halten. Sie nutzen jede Lücke, fahren fünfspurig auf dreispurigen Fahrbahnen und benutzen die Licht- sowie die normale Hupe um auf sich aufmerksam zu machen. Diese Verkehrsform führt jedoch zu einer unheimlichen Lärmbelästigung, an die man sich aber mit der Zeit gewöhnt. Die Ägypter haben mit den Hupsignalen eine eigene Sprache entwickelt, womit sie sich im Straßenverkehr unterhalten. Fußgänger dürfen weder Angst noch Unsicherheit zeigen, sondern müssen sich mit geschlossenen Augen in den Verkehr stürzen und hoffen, irgendwie an der anderen Straßenseite anzukommen. Nur Dank der Hilfe und Hinweise von Mohammed haben wir bei den Straßenüberquerungen keine Komplikationen gehabt.

05.10.1993 Dienstag /T

Wüstenbanditen

Zu Beginn eines ereignisreichen Tages sind wir mit Mohammed zur Polizei gefahren und haben uns registrieren lassen. Auch bei dieser Aktion wären wir ohne die Hilfe von Mohammed nicht klargekommen. Bei der sudanesischen Botschaft erfahren wir, dass wir für das Sudan-Visum fünf Passbilder, ein Empfehlungsschreiben der deutschen Botschaft, 75.00 DM und mindestens drei Wochen Zeit benötigen. Aufgrund des Krieges im Süden des Sudan werden wir uns diesen Schritt noch einmal gut überlegen.

Wüstenbanditen

Mit dem Taxi geht es dann nach Giza zu den Pyramiden. Schon vor dem Eingang werden wir abgefangen und zu einem Ritt zu Pferde überredet. Den Preis können wir noch auf die Hälfte herunterhandeln und dann geht der abenteuerliche Ritt los. Schon nach kurzer Zeit werden die Zügel von unserem Führer losgelassen und wir können alleine reiten. - Echt Spitze - Leider hat Uwe noch immer Angst, auf sein noch nicht verheilten Schlüsselbeinbruch zu fallen. Auf dem Rückweg halten wir noch vor einem Basar. Die Pferde werden getränkt und wir hereingebeten. Nach einem kurzem Gespräch stellt sich heraus, dass uns der Basarhändler Haschisch verkaufen will. Wir müssen all unsere Überredungskunst aufwenden, um ohne etwas zu kaufen aus dem Laden heraus zu kommen. In dieser Situation fühlen wir uns nicht so wohl, weil wir hier nur noch unter Einheimischen in einer zwielichtigen Gegend sind. Zum Glück kommen wir aber wohlbehalten in einem Galopp zu unserem Ausgangspunkt zurück.

06.10.1993 Mittwoch /T

Hochzeit

Nachdem wir uns kurz frisch gemacht haben müssen wir zu einem "Date" mit Mohammed. Es beginnt eine Nilfahrt mit ägyptischer Folklore und großem Buffet. Danach geht unser kulturelles Programm mit einer Hochzeit weiter. Dazu haben wir uns mit Mohammeds Bruder Mustaffa und dessen Freund Anus getroffen. Die Hochzeit findet in einer mit Teppichen geschmückten Halle nach original ägyptischen Rieten statt. Sehr erschöpft fallen wir gegen Mitternacht ins Bett und ich bekomme leichte Bauchschmerzen.

07.10.1993 Donnerstag /T

Am Vormittag sind wir von einer Botschaft zur anderen gefahren. Zu unserer Überraschung haben wir die Visa für Uganda innerhalb von zwei Stunden bekommen. Durch das Warten mussten wir allerdings Mohammed versetzen, mit dem wir um 11.30 Uhr an einem Duty-Free-Shop verabredet waren. Dieses haben wir dann um 14.00 Uhr nachgeholt, wobei Mohammed 6 (in Worten sechs) Flaschen "15 year old Dimpel" auf unsere Pässe gekauft hat. Danach gab es eine große Verabschiedung (nicht unsere letzte) von Ihm und seinem Bruder. Beide fahren um 16.00 Uhr mit dem Zug zu ihrer Familie im Süden. Am Abend haben wir noch einen kleinen Stadtbummel gemacht und jeder von uns hat zwei Cheeseburger verdrückt.

08.10.1993 Freitag /T

Heute haben wir bis fast gegen Mittag im Bett gelegen und sind dann mit dem Taxi in die Stadt gefahren. Wie immer mussten wir den Fahrpreis auf drei Pfund (1.50 DM) herunterhandeln. Tut man dies nicht vor der Fahrt, so knöpfen sie einem oft das Zehnfache oder mehr nach der Fahrt ab. In der Stadt muss man ebenfalls ziemlich abgebrüht sein. An jeder Ecke wird man von Schleppern in ein Gespräch verwickelt, indem sie über ihre schöne Stadt Kairo, ihre Frau in Deutschland oder ihren eigenen Aufenthalt dort erzählen. Zum Schluss wird man von allen zu einem Verwandten zum Kaffee oder Tee eingeladen, die einem irgendeinen Plunder (z.B. Papyrus oder Silberschmuck) zu total überhöhten Preisen verkaufen wollen. In dieser Situation ist es sehr schwierig den Laden ohne etwas zu kaufen zu verlassen. Die meisten Touristen werden sich sicherlich auf einen Handel einlassen, um wieder ihre Ruhe zu haben. Die Händler verstehen mit freundlichem Druck und ziemlich hartem Geschäftssinn die Leute zum Kauf zu zwingen. Das einzige, was wir uns an diesem Nachmittag kaufen, ist ein Weltempfänger, den wir auch wirklich brauchen um Deutsche Welle zu hören. Schließlich erfahren wir, dass Egyt-Air die günstigsten Studententarife für den Flug nach Uganda anbietet.

PS: Der Durchfall ist immer noch nicht weg.

09.10.1993 Samstag /T

Um den "OneWay" - Flug nach Uganda zu buchen benötigten wir noch eine Bestätigung von der Uganda-Botschaft, damit es bei der Einreise keine Probleme gibt. Die Botschaft hat allerdings Samstags geschlossen, so dass wir dies auf Montag verschieben.

10.10.1993 Sonntag /T

Den ganzen Tag haben wir auf Wasser zum Wäsche waschen gewartet. Erst gegen 21.00 Uhr war es dann so weit, Wasser für 30 Minuten. Schnell wurden alle Töpfe und Schüsseln vollgemacht und geduscht. Für die Waschmaschine hat es nicht mehr gereicht und wir mussten eine weitere Stunde auf Wasser warten. Nachdem die Wäsche endlich aufgehangen war, sind wir erschöpft ins Bett gegangen.

11.10.1993 Montag /T

Heute ist der letzte Tag in Kairo und wir sind um 8.00 Uhr aufgestanden um einiges zu erledigen. Leider sind die Jeans noch nicht trocken, so dass wir in die nassen Klamotten schlüpfen müssen. Im ersten Moment ein echt unangenehmes Gefühl. Zuerst haben wir für 17.00 Uhr einen Termin mit dem Hausvermieter ausgemacht, wegen der Abrechnung. Danach machen wir uns zu Fuß auf zur Botschaft von Uganda, was bei der Hitze in der Stadt kein Zuckerschlecken ist. Auf der Botschaft erfahren wir von der freundlichen und lustigen Dame an der Rezeption, "No problem to fly One Way". Also direkt weiter in die Stadt zu Egypt-Air. Dort erfahren wir, dass der Studententarif von 25% Rabat nur für Studenten der Abflugs- und Ankunftsländer gilt. Da es sich um ein Missverständnis seitens des Angestellten handelt, gibt er uns noch einen Abschlag von 10%. Daraus ergibt sich anstelle von 750.00 DM ein Preis von 900.00 DM. Dies war aber noch nicht genug, denn bei der routinemäßigen Kontrolle unserer Kreditkarten bei der "Bank of Amerika" ergab sich für meine VISA-Card ein Kreditrahmen von nur 200 US$. Etwas zu wenig um den Flug zu zahlen. Zum Glück ist die Eurocard ein bisschen besser, sie besitzt einen Kreditrahmen von 10000.00 DM, so dass wir damit beide Flüge bezahlen können.

Auf dieses Erlebnis müssen wir erst einmal wieder einen Cheeseburger essen. Doch bei der Suche nach KFC (so ähnlich wie McDonalds) entdeckt Uwe einen Laden mit Turnschuhen aus nicht Ägyptischer Produktion. Er verliebt sich direkt in ein Paar für 150 Pfund, welche allerdings nicht in der entsprechenden Größe vorhanden sind. Doch der Verkäufer ist nett, lädt uns zu einem Tee ein und verspricht Uwe bis zu unserer Rückkehr am Ende des Monats sein Paar Schuhe in der entsprechenden Größe zu besorgen. Uwe ist Happy und wir machen uns auf den Weg zu unserer Wohnung. Auf einmal merken wir, dass wir vergessen haben zu essen. Wir machen noch einmal an einem ägyptischen Imbiss halt und essen zusammen für weniger als 2.00 DM. Uwe’s Käse auf dem Cheeseburger ist dabei eine schleimige, glibberige gelbe Masse (wahrscheinlich Eiweiß), welches er schnell in der Gosse verschwinden lässt. Um 15.00 Uhr sind wir wieder in der Wohnung, wo wir uns noch zwei Stunden entspannen wollen.

Doch daraus wird nichts - Beim betreten des Hauses wurden wir gesichtet und direkt zum Vermieter bestellt.

Dieser gibt uns von den 200 Pfund Kaution 160 Pfund zurück. Nur den schönen Mietvertrag (in Arabisch) will er uns nicht aushändigen.

So nun sitzen wir auf der Straße und unser Zug geht erst um 20.40 Uhr. Als erstes setzen wir uns ein paar Meter weiter in ein Kaffee und trinken mehrere Tee (Shay) für je 25 Pfennige. Die Einheimischen sitzen um uns herum, rauchen Wasserpfeife und schauen sich ein Fußballspiel im Fernsehen an.

Gegen 17.00 Uhr können wir keinen Tee mehr sehen, halten ein Taxi an und fahren zum Bahnhof. Wir kaufen zwei Tickets der zweiten Klasse für je 25 Pfund. Den Rest der Zeit verbringen wir in der Bahnhofskneipe und spielen Kniffel und essen ein paar Kekse. Als endlich unser Zug einrollt stürmen alle auf den Bahnsteig. Es gibt ein heilloses Durcheinander, durch das wir mit all unseren Klamotten bis zum letzten Waggon vordringen müssen. Bei unseren Sitzen angelangt sind wir völlig überrascht. Uns erwartet keine stressige Nacht auf Holzbänken, sondern ein total nobler Zug mit Liegesitzen, großer Beinfreiheit und Aircondition.

-- So beginnt nun unsere Fahrt ins Ungewisse, ins Abenteuer --

12.10.1993 Dienstag (Luxor) /T

Obwohl der Zug Liegesitze besitzt ist es nicht so einfach zu schlafen. Einfach aus dem Fenster schauen geht auch nicht, da es drinnen hell erleuchtet und draußen stockdunkel ist. Die Fahrt war bisher also ziemlich langweilig. Doch dann um etwa drei Uhr passierte etwas außergewöhnliches. Mich rempelt einer an, worauf ich wach werde. Durch das abrupte Ende meiner Rem-Schlafphase etwas desorientiert versteh ich kein Wort von dem was er zu mir sagt, obwohl er in Englisch redet. Jetzt mischt sich noch ein dicker Ägypter ein, der allerdings nur Arabisch spricht. Daraufhin setzt sich der junge Ägypter, der mich angerempelt hat. Ungefähr fünf Minuten später kommen drei Bahnangestellte und reden kurz mit dem dicken Ägypter. Danach wenden sie sich an den jungen Ägypter und nehmen ihn mit aus dem Abteil. Ich kann gerade noch erkennen wie die Bahnangestellten ihn zusammenschlagen. Wir haben nie erfahren, was der junge Ägypter von uns wollte oder warum er zusammengeschlagen wurde. Dann passiert etwas, was in Deutschland niemals vorkommen würde: Alle Reisenden (etwa 50 an der Zahl) fangen eine lebhafte Diskussion an. Dies ist ziemlich typisch in Ägypten, es wird sich gerne lange und lebhaft diskutiert.

Um 6.40 Uhr treffen wir auf dem Bahnhof von Luxor ein. Dort werden wir schon empfangen. Sobald sie einen Reisenden (Nichtaraber) sehen stürmen sie auf einem zu. Wir ahnen schon schlimmes und versuchen uns geschickt aus der Affäre zu ziehen und verschwinden hinter einer Säule. Doch Pech gehabt, auch hier warten schon drei weitere Abschlepper. Wir erfahren, dass es sich um Hotelbesitzer handelt, die uns ihr Hotel anpreisen wollen. Wir schauen uns einige Angebote an und um uns aus der Zwangslage zu befreien schließen folgen wir einem. Er bietet für 6.00 DM ein Zweibettzimmer mit Dusche, Ventilator sowie Frühstück.

Den aufregenden Tag wollen wir noch mit einem geruhsamen Spaziergang ausklingen lassen. Dabei kommen wir ein bisschen aus dem Zentrum heraus und werden direkt von einem Bauern zum Tee eingeladen. Zum Glück spricht Jache gutes Englisch, welches er bei der Arbeit in einem Hotel gelernt hat. Dabei erfahren wir noch, dass er mit 28 Jahren schon elf Kinder hat. Er führt uns noch zu sich nach Hause und sieht mit uns bei zwei weiteren Tassen Tee die ägyptische Antwort auf Dallas. Für den nächsten Tag lädt er uns zum Essen ein.

13.10.1993 Mittwoch /T

Nach dem Frühstück, einem Spaziergang und einer Runde Kniffel machen wir uns um 16.00 Uhr auf zu Jache. Als kleines Dankeschön bringen wir ihm ein Päckchen Lipton-Tee mit. Es gibt auch direkt eine riesige Portion Rührei, welches mit Brot und Händen gegessen wird. Danach führt er uns über seine Felder und gibt uns verschiedene Früchte zum probieren. Wir können nicht ablehnen, obwohl laut jedem Reiseführer große Gefahr für den Magen besteht. Später trinken wir sogar noch kühles, frisches Brunnenwasser. Ganz stolz ist Jache auf die Pumpstation der Dorfgemeinschaft. Sie ist mindestens 100 Jahren alt und pumpt seit dem jeden Abend Wasser in ein ausgeklügeltes System von Kanälen zur Bewässerung der Felder. Wir gehen weiter zu seiner Familie und werden mit reichlich Essen überhäuft.

Es gibt Mais (leider rösten sie ihn zu stark, so dass er eher einem Brikett ähnelt), Brot, Kartoffeln in Tomaten, Spinat mit sehr viel Öl, Reis mit Zwiebeln und Geflügel. Bis auf den Spinat hat alles sehr gut geschmeckt und wir sind kurz vorm Platzen. Am Tisch haben wir nur zu viert gesessen, Jache, ein Sohn von ihm mit gebrochenem Bein und wir. Der Rest der Familie musste, wie es hier üblich ist, in der Küche die Reste essen. Auch heute steht wieder Dallas auf dem Programm. Sie scheinen ziemlich verrückt danach zu sein. Nachdem wir uns noch gut unterhalten haben machen wir von der kompletten Familie einige Fotos und gehen dann zu Jaches Feldhütte zurück. Bei Tee und Wasserpfeife (Shischa) wird es zwölf bevor wir uns mit dem Versprechen morgen wieder zu kommen losreißen können. Den Vorschlag bei ihm in der Hütte zu übernachten können wir aufgrund der vielen Mücken noch einmal von uns wenden.

14.10.1993 Donnerstag /T

Dieser Tag wird sehr anstrengend. Über Mittag haben wir die Tempel von Karnak und Luxor besichtigt. Dabei haben wir eine Strecke von mindestens 15 km zu Fuß in brütender Hitze zurückgelegt, um nicht die unverschämten Preise der Taxifahrer bezahlen zu müssen. Mit letzter Kraft erreichen wir einen Fischladen und trinken jeder mindestens vier Gläser Limonade. Im Hotel haben wir uns dann noch kurz frisch gemacht, bevor wir zu Jache aufbrechen. Wieder gab es direkt etwas zu essen, und zwar Cornflakes (seine Bezeichnung für gerösteten Mais la Brikett).

15.10.1993 Freitag /T

Damit wir ein bisschen unabhängiger sind, haben wir uns entschlossen zwei Fahrräder zu leihen. Nach Thomas seiner Meinung war die Fahrradleihe ziemlich kompliziert, da ich angeblich ein Mountainbike haben wollte, was ich allerdings nicht geäußert habe. Trotz allem war es recht schwierig ein vernünftiges Fahrrad zu bekommen und erforderte Anfangs einen langen Fußmarsch. Danach mussten wir noch eine Möglichkeit finden den Nil zu überqueren und wären um ein Haar auf zwei Bauernfänger reingefallen, die uns weismachen wollten, dass heute keine Fähre mehr übersetzen würde. Nach weiterem Umsehen fanden wir eine Fähre, die uns für 2 Pfund übersetzte. Von dort sind wir dann in Richtung "Tal der Könige" geradelt. Die Sache hat sich auch tierisch gelohnt, leider mussten wir uns beeilen, da Jache uns schon erwartete. Gegen 16.00 Uhr waren wir wieder bei unserem Freund Jache zum Essen eingeladen. Aus diesem Grund (und nicht aus Geiz) haben wir heute den ganzen Tag nichts gegessen, damit wir auch die Mengen aufnehmen können die uns Jache immer anbietet. Um nicht wieder mit leeren Händen bei Jache zu stehen, brachten wir Ihm Tabak für seine Shicha mit. Wie wir erfuhren, hatte man uns in dem Laden trotz größter Aufmerksamkeit wieder übers Ohr gehauen, indem wir wieder den doppelten Preis bezahlen durften. Jache hatte sein Essen komplett vom Lande geholt. Es gab Salat, Auberginen, Rühreier, Kartoffeln und Brot. Es war sehr lecker aber nach typisch ägyptischer Art auch sehr scharf. Der Abend wurde noch sehr gemütlich und um so schwerer fiel uns allen der endgültige Abschied, weil es am nächsten Tag schon wieder weiter gehen sollte. Wir haben Ihm aber hoch und heilig geschworen, Ihm die Fotos von uns und seiner Familie zuzuschicken. (Diese sind leider später alle geklaut worden) Problematisch ist es allerdings mit seiner Anschrift, die nicht sehr eindeutig ist.

16.10.1993 Samstag (Hurgada) /T

Absolut frühmorgens gegen 4.00 Uhr (wohl bemerkt a.m.) klingelt der Wecker. Wir werden aus unseren mehr oder minder süßen Träumen gerissen. Thomas weiß wie immer nicht, was er wieder geträumt hat. Anschließend haben wir uns noch geduscht, gefrühstückt und unsere Sachen zusammengepackt. Um 6.00 Uhr waren wir am Busbahnhof, wo wir noch eine geschlagene Stunde auf dem Bus warten mussten und von den Fliegen fast aufgefressen wurden. Schließlich (wir glaubten schon nicht mehr daran) traf der Bus (Vehikel) ein. Anders als wir es erwartet hatten, war der Bus mit rund 50% Rucksacktouristen gefüllt. Endlich gut sitzend und gespannt wartend auf die Zukunft, setzte sich der Bus in Bewegung. Doch schon nach den ersten 10 km gab es die erste Fahrtunterbrechung. Wir mussten mitten auf der Straße den Bus wechseln. Dann sind wir noch durch unzählige kleine Orte gefahren, wo noch ein paar Ägypter aufgesammelt wurden. Der Bus wurde bis zum letzten Stehplatz gefüllt und es ging weiter nach Gela. Hier hatten wir wieder einen großen Aufenthalt und wussten nicht warum, aber nach der Stimmung des Fahrers zu urteilen gab es schon wieder Probleme mit dem Bus. Damit war endlich die Gelegenheit da, und wir trauten uns etwas Wasser und Brot für unterwegs zu kaufen. Schließlich mussten wir abermals den Bus wechseln, was aber auch das letzte mal sein sollte. Andernfalls hätte es für uns mitten in der Stein- und Geröllwüste auch schlecht ausgesehen. Nach ca. 5 Stunden Fahrt trafen wir dann in Hurghada (Deutschland beliebtester Ferienort) ein. Das sah man diesem Ort auch direkt an, da sich eine Hotelburg neben der anderen befand. Jedoch auch sehr viele Neubauruinen, die nicht mehr weitergebaut wurden. Wir nahmen an, dass dies an dem Rückgang des Tourismus durch die Terrorakte der moslemischen Fundamentalisten liegt. Am Busbahnhof wurden wir wieder von unzähligen Hotelbesitzern umringt, die alle auf uns einredeten. Kurzerhand entschieden wir uns für ein 5 Pfund-Hotel, was aber im Endeffekt 15 Pfund kostete. Jedoch war dies für dieses Hotel wirklich geschenkt, da es sehr nah am Meer lag und ausgesprochen sauber und ordentlich war (z.B. kompl. Marmorbad). Den frühen Nachmittag haben wir genutzt, um uns von der Busfahrt zu erholen. Später wollten wir nochmals neu Geld wechseln, mussten aber feststellen, dass die beiden ortsansässigen Banken geschlossen hatten. Das hieß für uns, mit 12 Pfund über die Runden zu kommen. Dies ist in einem Touristenort mit überhöhten Preisen äußerst schwierig. Mit einer Miniportion Fritten und einer Portion Spaghetti "vollgefressen" und einigen Lemon-Drinks ging es dann zurück zum Hotel. Auf dem Rückweg trafen wir noch die Deutschen, mit denen wir zusammen im Bus gefahren sind. Sie haben jedoch die gleichen Erfahrungen in Ägypten mit den Bauernfängern gemacht wie wir. Am kommenden Montag wollen sie nach Sinai übersetzen, weil es dort schöner als in Hurghada sein soll. Wir haben auch schon mit diesem Gedanken gespielt. Bei Hurghada handelt es sich um einen Ferienort am Roten Meer, der von vielen Chartergesellschaften angeflogen wird. Neben der kleinen Altstadt ist Hurghada vor allem für Taucher und Wassersportler ein beliebtes Reiseziel.

17.10.1993 Sonntag /T

Leider müssen wir feststellen, dass Hurghada außer Hotels nicht viel zu bieten hat. Darum wollen wir wenigstens das Meer genießen und etwas braun werden und gehen am Vormittag zum "Public Beach", wofür wir 4 Pfund blechen dürfen. Außer ein paar Einheimischen ist hier nichts los und kurze Zeit später wissen wir auch warum. Obwohl wir schon 100 Meter ins Meer hinaus gegangen sind, reicht uns das Wasser nur bis zu den Knien. Erschwert wir dieser Spaziergang noch durch die Korallen und Seeigel, so dass dies nur in Schuhen machbar ist. Nach ca. 1 Stunde haben wir es geschafft ins tiefe Wasser zu kommen und zu schwimmen. Endlich - nach so viel trockener Hitze mal so richtig im Wasser rumplanschen. Aber da wir nicht den ganzen Tag schwimmen können und der Weg in tiefe Wasser zu beschwerlich ist, brechen wir gegen 15.00 Uhr auf ins Hotel. Die wirklich schönen Strände in Hurghada sind leider im Besitz von den großen Hotelburgen. Hier ist wohl der gleiche Fehler wie in Italien und Spanien gemacht worden. Nachdem das Meer erst mal ein bisschen seinen Reiz verloren hat, wenden wir uns dem Land zu. Aber auch die Landschaft hat nicht viel zu bieten, vielleicht vermissen wir einfach ein bisschen "Grün". Dafür gab es am Abend aber gut gegrillten Fisch, für den wir aber anstelle von 20 Pfund (lt. Karte), 34 Pfund zahlen sollten. Da der Tag eh schon ein bisschen enttäuschend war, hatte uns dieser Spaß gerade noch gefehlt. Wir waren so richtig in Laune und drohten dem Inhaber mit Polizei und viel tam tam - Mit Erfolg !!!

Meine Suche nach einem vernünftigen Short erweist sich als äußerst schwierig und wir haben dazu Hurghada umsonst abgegrast.

18.10.1993 Montag /T

Heute wollen wir uns die Umgebung mit dem Fahrrad anschauen und haben uns dafür zwei alte Räder für zusammen 15 Pfund pro Tag geliehen. Wie zu erwarten konnten wir auch per Fahrrad nichts reizvolles an Hurghada entdecken. "Was treibt die Deutschen nur in so eine Ecke ???" - Fragen wir uns den ganzen Tag. Schließlich haben wir uns noch erkundigt, wie teuer es ist eine "Shischa" nach Deutschland zu schicken. Auf dem Postamt erfahren wir dann, das dies von hier aus gar nicht möglich ist. Ein Glück, dass wir uns am Vorabend beim Stadtbummel noch keine gekauft haben. Wo hätten wir sie hinpacken sollen ?

19.10.1993 Dienstag /T

Nach langen Überlegungen, was wir sonst noch in Hurghada anfangen können, machen wir das, was alle Deutschen machen. Sich in die Sonne legen und braten lassen. In unserem Hotel ist dies besonders gut möglich, da wir dafür auf das Dach gehen können und total ungestört sind. Thomas hat sich allerdings dabei die Schultern verbrannt und auch ich bin nicht verschont geblieben. Abends musste ich mich sogar übergeben und Thomas fand dies aus irgend einem Grunde "eklig". Thomas war jedoch auch kurz davor die Galle auszuspucken und hat mich trotz allem wieder gesund gepflegt. "Danke Thomas..." Die Nacht war ziemlich unangenehm, da nicht nur die Luft heiß war, sondern unsere Körper durch den Sonnenbrand zu glühen schienen.

20.10.1993 Mittwoch /T

Der Sonnenbrand, den ich mir gestern zugezogen habe, war schwerer als erwartet, denn auch heute brannte mir unvermindert gewaltig das Fell. Dies wirkte sich auch auf meine Gesundheit ein bisschen aus und ich fühlte mich "dreckig". Das einzig gute daran war, dass ich mich weiter von Thomas bedienen lassen konnte. Zu diesem Zeitpunkt ging mir Hurghada mächtig auf den Geist und ich träumte davon hier wegzukommen.

21.10.1993 Donnerstag /T

Grauenvollerweise musste ich schon um 6.30 Uhr aufstehen, weil wir eine Schnorchel-Bootsfahrt für 8.30 Uhr gebucht hatten. Die Tour kostet 25 Pfund. Leider hatte ich wie des öfteren Probleme, Thomas aus dem Bett zu holen, der am liebsten immer weiter schlief. Relativ schnell hatte ich mich gestylt und wir konnten glücklich loszockeln. Thomas scheint etwas genervt von dem frühzeitigen Aufstehen zu sein. Na ja - er wird es auch noch lernen. Um 8.30 Uhr wurden wir dann vom Hotel abgeholt, erhielten unsere Flossen und Schnorchel und waren kurz nach 9.00 Uhr im Hafen. Dort haben wir dann noch über 1 Stunde darauf gewartet, dass alle Passagiere und alle Lebensmittel an Bord waren. Endlich ging es dann gegen 10.15 Uhr los in Richtung Korallenriff. Dort trafen wir dann auch nach ca. 75 Minuten ein. Es war einfach nur "Geil" !!! Die Farbvielfalt der Fische und der Korallen und die ganze Atmosphäre. Dummerweise hatte ich anfänglich ein paar Probleme mit dem Schnorchel und schwamm nur so etwas herum. Zuerst wusste ich gar nicht, was die Leute eigentlich so guckten - Thomas meinte: "Da schwimmen Fische bis zu einem halben Meter unter Deinen Füßen !". Nun versuchte ich es nochmals mit dem Schnorchel, da man Thomas ja nicht alles glauben darf. Nun - Thomas hatte nicht gelogen und für mich öffnete sich auch die total faszinierende Unterwasserwelt. Da das Schnorcheln auch recht hungrig machte, gab es an Bord eine Portion Reis mit Fisch und Salat, sowie eine Cola. Für mich und Thomas war dies absolut nicht ausreichend, aber - wie sich später herausstellte, ausreichend für Thomas seinen Durchfall. Schließlich ging es weiter zur Gyiftm-Insel, wo wir eine knappe Stunde zum Schwimmen und Strandspaziergang hatten. Ich war sofort in die Insel verliebt und wäre am liebsten direkt hier geblieben. Der Strand war so herrlich und wir stellten uns vor, wie es wohl wäre hier eine Nacht allein zu verbringen. Auf dem Rückweg haben wir noch kurz an einem weiteren Riff halt gemacht, wo wir noch weitere 20 Minuten Schnorcheln konnten. Dieses Riff war allerdings schon ziemlich weit zerstört, was sich nicht zuletzt an den wenigen Fischen bemerkbar machte. Um 16.30 Uhr waren wir dann wieder im Hotel. Nachdem wir in dem billigsten Restaurant in Hurghada wieder unsere Portion Spaghetti gegessen hatten, gingen wir mit unserem Hotelmanager Mohammed in ein TourBüro um die Ecke, da uns der Gedanke an einer einsamen Nacht auf der Insel nicht mehr los lies. Hier wurde uns allerdings nur eine Tour von Samstag 12.00 Uhr bis Sonntag 8.00 Uhr mit vier Deutschen für 45 Pfund angeboten. Dies war nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir verblieben so, dass wir am nächsten Tag vorbeikommen um alles fest zu machen. Wir hofften natürlich noch auf ein besseres Angebot.

22.10.1993 Freitag /T

Nachdem wir schön lange (Thomas zuliebe) geschlafen hatten und ausgiebig gefrühstückt haben, sind wir losgezogen um alle Vorbereitungen für unsere Inseltour zu treffen. Als wir wie vereinbart gegen 19.00 Uhr zu dem Tourveranstalter gehen um alles fest zu machen, erfahren wir, dass die Tour geplatzt ist. Da wir aber unter allen Umständen die Tour machen wollten, haben wir uns sofort aufgemacht, um ein anderes Büro zu finden, welches so eine Tour anbietet. Nachdem wir schon ein paar Büros erfolglos abgeklappert haben und ein Boot für zwei Tage zu mieten viel zu teuer ist, geben wir langsam die Hoffnung auf. Schon halb auf dem Rückweg kamen wir noch an einem Büro vorbei, wo wir mutlos nochmals Fragten und die Antwort war: "NO Problem!!!" - Wir sollten allerdings um 22.00 Uhr nochmals vorbeikommen und wir dachten uns: "Also doch Probleme !!!". Oh Freude - gegen 22.20 Uhr ist alles klar und die Tour ist gebucht. Wir springen vor Freude fast an die Decke. Nun sind wir schnell zum Hotel gesputet um noch genügend Proviant (Pfannkuchen) für unseren Inselaufenthalt zu backen, was sich noch bis nach Mitternacht hinzog. Todmüde, gemartert aber froh gingen wir dann zu Bett.

23.10.1993 Samstag /T

Heute ist es soweit - samt Verpflegung und Schlafsack etc. gehen wir um 8.30 Uhr zum vereinbarten Treffpunkt. Thomas allerdings ist schon wieder der Meinung, dass wir zu früh aufgestanden sind. Zitat: "Auch an diesem Tag steht Uwe mitten in der Nacht auf!" - Manchmal kann man Thomas einfach nicht verstehen. Nun ja - noch leicht verunsichert, ob alles klappt, werden wir per Taxi zum Boot gebracht und für uns beginnt zum zweitenmal die megageniale Tour wie am Donnerstag zuvor. Doch diesmal können wir auf der Insel bleiben, womit sich ein echter Robinson-Crusoe-Traum erfüllt. Zum Glück legte das Boot direkt am Strand an, so dass wir alle Sachen trocken an Land bringen können. Wir warteten am Strand, bis schließlich um 15.00 Uhr alle Schiffe mit den Touristen abgelegt haben und bleiben vollkommen allein zurück. Jetzt nutzten wir die Zeit zum schwimmen, sonnen und um die Gegend zu erkunden. Dabei fanden wir ganz tolle Muscheln, sowie jede Menge Brennholz für unser nächtlich geplantes Lagerfeuer. Als es dann langsam dunkel wurde legten wir uns in den Sand und hörten die Klänge unserer Heimat "Die Deutsche Welle" - Jedoch die Fußballnachrichten, die Thomas auf keinen Fall verpassen wollte kamen nicht. Dabei beobachteten wir die glitzernden Fische, wie sie über das Wasser hüpften. Um 18.00 Uhr legten dann noch etwas abseits von uns die vier Deutschen an, mit denen wir ursprünglich Fahren sollten. Diese grüßten uns nicht einmal und wir waren froh, dass wir mit solchen Idioten nicht zusammen gefahren sind. Wir sagten uns nur: "Typisch Deutsch !". Wir machten uns einen gemütlichen und romantischen Abend mit einem beispielhaften Lagerfeuer, was die Deutschen nicht schafften. Dabei hörten wir Musik und träumten mit Blick auf den tollsten Sternenhimmel, den wir je gesehen hatten von bevorstehenden Abenteuern. Darüber schliefen wir dann auch in unseren Schlafsäcken am Strand ein.

24.10.1993 Sonntag /T

Sand ist verdammt hart, doch wir wurden durch einen wunderbaren Sternenhimmel und einen halbwegs schönen Sonnenaufgang belohnt. Es ist kaum vorstellbar, dass Kindheitsträume für nur 60.00 Pfund (30.00 DM) wahr werden können. Zum Glück legten die Deutschen schon gegen 7.00 Uhr ab, so dass wir wieder die totale Ruhe hatten und den Morgen genießen konnten. Gegen 8.00 Uhr standen wir dann auf, aßen unsere leckeren Pfannkuchen und machten eine Inselrundwanderung. Dies erwies sich als ziemlich schwierig, da wir beide Verletzungen am Fuß hatten und das Tragen der Schuhe so mit Schmerzen verbunden war. Auch den restlichen Vormittag hatten wir noch sehr viel Spaß im Wasser und am Strand. Gegen 12.00 Uhr wurden wir durch das Eintreffen der Boote vom Paradies zurück in die Realität geholt. Damit begann auch wieder der Trubel und die Unsicherheit, ob auch unser Boot noch eintreffen wird. Langsam machten wir uns schon Sorgen, als unser Boot endlich gegen 14.00 Uhr einlief. Wir waren glücklich, verstauten unsere Sachen an Bord und nahmen noch einmal Fisch mit Reis zu uns. Um 15.00 Uhr ging es ein letztes mal zum Schnorcheln und um 16.30 Uhr landeten wir mit den letzten Sonnenstrahlen im Hafen. Am Abend gab es noch einmal Spaghetti und dann fielen wir total erschöpft ins Bett.

25.10.1993 (Suez) /T

Um 8.00 Uhr sind wir wie fast jeden Tag aufgestanden, haben unsere Sachen komplett wieder in die Rucksäcke verpackt und nahmen ein letztes Frühstück bei Mohammed (Hotelbesitzer) ein. Anschließend ging es zum Busbahnhof, weil wir heute Richtung Suez weiterziehen wollten. Am Busbahnhof war eine Telefonzelle und ich nahm die Gelegenheit wahr, nochmals in Deutschland meinen Studienkollegen Thomas Beckhaus anzurufen. Glücklicherweise erreichte ich ihn in Siegen und erfahre dabei, dass ich die schwierige Physikklausur bestanden habe. Die Sache war für mich so unglaublich, dass ich den Rest der Zeit am Telefon damit verbrachte, nachzufragen ob dies auch wirklich so ist. Seinerzeit hatte ich mit ziemlicher Sicherheit angenommen, dass ich die Physikklausur, die ich zwei Tage vor unsere Tour noch geschrieben habe, nicht bestanden haben konnte. Damit war der Tag schon einmal von vornherein wieder gut. Voller Freude stiegen wir gegen 11.00 Uhr in den Bus nach Suez, der uns nur 12 Pfund kostete. Die Busfahrt war wie immer abenteuerlich, jedoch erwiesen sich die Erwartungen von Thomas als Richtig, dass Suez eine dreckige Industriestadt ist. Zu allem Überfluss sind wir dann zwar in einen sehr billigen aber auch sehr schmutzigem und stinkendem Hotel gelandet. Das erste was wir gemacht haben, war die Betten beiseite zu schieben um das Zelt aufzubauen, was hoffentlich auch Kakerlakensicher ist. Nun waren wir noch recht hungrig und machten uns auf, um wenigstens schön essen zu gehen. Dabei sind wir durch einige sehr übelriechende Ecken gekommen und das, wo es mir aus unbestimmten Gründen gesundheitlich sowieso nicht so gut geht. Ich hatte den ganzen Tag über schon ein starkes Seitenstechen und Schmerzen beim Laufen. Dummerweise haben wir dann noch schlecht und teuer gegessen, wobei mir endgültig der Appetit verdorben wurde. Als Thomas meinte, dass mein Seitenstechen auch vom Blinddarm herrühren könnte wurde mir erst recht schlecht. Wie kann Thomas mir "Uwe Velten" so etwas 5000 Km von guten Krankenhäusern entfernt sagen ?!!! In solchen Fällen schaukele ich mich mit meiner Krankheit durch die Ängste noch hoch. Allein die Vorstellung an eine Operation in einem fremden Land mit unzureichender Gesundheitsversorgung machte mich schon sterbenskrank. Zum Glück fanden wir noch ein Einheimischencafe, wo wir uns für nur 25 Piaster einen Chay nach dem anderen reinzogen und ich so Ablenkung erhielt.

26.10.1993 Dienstag (Kairo2) /T

Weil Suez einfach nur krank macht und ich das Gefühl habe zu sterben, fahren wir früher als geplant für nur 5 Pfund zurück nach Kairo. In Kairo haben wir zwar anfänglich ein paar Orientierungsprobleme, aber finden doch recht schnell das alte Museum. Von hier sucht erst Thomas und anschließend ich nach einem günstigen schönen sauberen Hotel in der City. Nach ca. drei Stadtumrundungen finden wir ein leibhaftiges "1-Sterne-Hotel". Leider haben wir nie erfahren, wofür das Hotel den Stern bekommen hat, aber es war schön, sauber und kostete nur 30 Pfund.

27.10.1993 Mittwoch /T

Am Vormittag hatten wir uns vorgenommen auf der Post wegen des Paketes nach Deutschland nachzufragen. Scheinbar hatten wir noch unsere Augen geschlossen, aber wir fanden sie einfach nicht und das, nachdem wir 100mal gefragt haben. Gegen 10.30 Uhr kommen wir an einem Kino vorbei, indem "Jurassic Park" gezeigt wird. Da wir in Deutschland dazu keine Gelegenheit mehr hatten, nutzen wir nun die letzte Chance und schauten uns den Film für nur 4 Pfund an. Lustig waren die arabischen Untertitel bei dem englischsprachigem Film. Später durchkreuzten wir nochmals die Stadt und versuchten am Abend Sonja und Falko in Deutschland anzurufen. Sonja haben wir erreicht, wobei ich erfahren durfte, dass ich alle vier Klausuren bestanden habe. Leider weiß ich nicht, warum die Familie Velten so mit misstrauen geschlagen ist, weil ich es noch immer nicht Glaube.

28.10.1993 Donnerstag /T

Auch heute war der Versuch die richtige Post für Pakete zu finden erfolglos. Es scheint in ganz Ägypten nur eine Stelle für Pakete nach Deutschland zu geben. Mir geht es zudem auch nicht allzu gut. Ich hab tierische Magenkrämpfe und Schmerzen. Deshalb entschließen wir uns einen Arzt aufzusuchen und finden zum Glück auch eine nette deutsch sprechende Ärztin. Diese untersucht mich zunächst und gibt mir Medikamente sowie ein Rezept für eine Spritze. Ich mach mir langsam ehrlich Sorgen, weil es ja in ein paar Tagen nach Uganda gehen soll. Dabei würde es mich schon etwas beruhigen, wenn mit meinem Körper und dessen Gesundheit alles in Ordnung ist. Mit der Spritze gab es auch noch Probleme, da wir die Ärztin so verstanden hatten, dass ich diese in einer Apotheke gesetzt bekomme. Doch dies wollte niemand machen - alle wollten uns nur die Spritze verkaufen. "Sollte ich die mir etwa selber setzen ?" - Zum Glück erfuhren wir von einem Apotheker, dass es in der Nähe ein Krankenhaus gibt, die so etwas machen. Im Warteraum saßen ein paar Einheimische, die mich direkt vorließen. Mir war das etwas unangenehm, aber nahm dieses Angebot dankend an. Der Arzt holte Schwung und setzte mir die ca. 3.00 m lange Spritze mit einem Durchmesser von ca. 1.00 m durch die Jeans in den Hintern. Dabei habe ich vor lauter Schreck fast vergessen zu schreien. Dies holte ich aber sofort nach. Als ich wieder raus kam lagen die Einheimischen vor lachen fast auf dem Boden. Ich fand das gar nicht so lustig und humpelte mit Thomas zurück zum Hotel.

29.10.1993 Freitag /T

Pyramide Sphynx

Einschub - Gesamteindruck

Ägypten ist ein schönes Land, welches wir auf jedem Fall nochmals besuchen wollen. Insgesamt waren alle Ägypter sehr freundlich zu uns und wir hatten nur mit einigen zu geschäftstüchtigen Händlern Probleme. Im nachhinein wirkt unser Verhalten in einigen Situationen als geizig und man fragt sich: "Warum zahlen Sie nicht einfach den Taxi- preis oder das Essen so wie genannt?" - Wir denken, dass gerade das der Fehler der meisten Touristen ist und viele Ägypter so den Sinn für Ehrlichkeit und Anstand aus den Augen verlieren. Die Ägypter sind ein Volk der Kommunikation und des "echten" Straßenhandels und die Touristen zerstörend die Handelsmentalität durch ihre Bereitschaft jeden Preis ohne Widerworte zu zahlen. Alle Orte, die wir in Ägypten besucht hatten waren sehr schön mit Ausnahme von Hurghada und Suez, in denen der Tourismus schon großen Schaden an Land und Leute angerichtet hat. Wir haben jedoch auch diese Momente genossen und die positiven Aspekte, wie der Inselaufenthalt in Hurghada, bedeutend intensiver erlebt.

Hinweis: Die mit "/T" gekennzeichneten Tage und alle nachfolgenden sind von Thomas geschrieben worden und damit auch aus seiner Perspektive. Die mit "/U" gekennzeichneten Tage sind von Uwe geschrieben worden.


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