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Ghana

In Afrika brauchst Du einfach Zeit 

(Mittwoch 04.02.1998) Aufgrund der relativ schlechten Straße (Wellblech) und ungeklärten Trödlereien (Einkaufen, Bar etc.) brauchen wir recht lange für die 100 km bis zur Grenze. Die Ausreiseformalitäten in Ouessa werden dann wieder sehr zügig erledigt und so sind wir um 16.00 Uhr an der ghanischen Grenzstelle. Hier fällt seit langem mal wieder ein Devisentausch statt, wobei wir für 5000 CFA lediglich nur 18000 Cedi erhalten. UnterGeiern Nach der Immigration droht der Tag so richtig nervig zu werden. Die Grenzbeamten im Customsoffice schreiben unser Carnet in dreifacher Ausführung (ohne Durchschlagpapier) wortwörtlich ab. Zudem müssen wir ein Devisendeklaration durchführen (Laut Literatur nicht mehr nötig). Als sie dann auch noch eine Gebühr dafür verlangen werden wir ein wenig wirsch und können dies noch abwiegeln. Allerdings haben wir hier über zwei Stunden verplempert und es ist mittlerweile schon dunkel. Zu allem Überfluss umfährt Jon noch eine Polizeisperre und wir müssen uns auch hier noch über eine Stunde mit einem betrunkenen Vorgesetzten und einem nüchternen Untergebenen herumschlagen, bevor wir ohne Strafe und sonstiger Scherereien weiterfahren dürfen. Da es schon stockdunkel ist, übernachten wir Nahe einem Dorf. Wir werden sehr freundlich empfangen und es entwickelt sich ein herzliches Durcheinander. Dabei werden wir und unsere Wagen sehr genau gemustert, wobei es sehr viel zu lachen gibt (warum wissen wir nicht). Die Schwarzen haben dabei keinerlei Scheu und lachen einfach laut los. Was uns positiv überrascht, wir werden nicht einmal nach irgendeinem Geschenk gefragt. (Donnerstag 05.02.1998) Am Morgen besucht uns der Besitzer der Häuser in dem Dorf und erkundigt sich über unser Befinden. Nach einem Smalltalk geht es über Piste Richtung Wa. In Lawra ist heute Markttag, doch wir werden enttäuscht es gibt kein Obst, nur Tomaten und selbst gebrautes Bier. Wenig später hat Simba mal wieder einen Platten und auch unsere beiden Ersatzreifen auf dem Dach fehlt ein wenig die Luft. Langsam wird es Zeit, dass wir neue Reifen bekommen. 

 

Abschied von unseren Cooper Reifen

15 km vor Wa beginnt die Asphaltstraße. An dem Polizeicheck am Ortseingang erfahren wir, dass die Banken in Ghana um 14.00 Uhr schließen. Wir haben noch genau fünf Minuten Zeit, jedoch finden wir die Bank nicht mehr rechtzeitig und fahren direkt zum Hotel Upland (EZ 22000 Cedi) durch. Evt. Können wir wenn der Manager zurückkommt hier ein wenig Geld tauschen. In der Zwischenzeit fahren wir noch ins Zentrum und können einen Bankangestellten überreden, uns außerhalb der Geschäftszeit noch Geld zu tauschen. Für 100 US$ in kleinen Scheinen (in Ghana sehr unbeliebt) erhalten wir 220000 Cedi. Danach lassen wir uns mal wieder den platten Reifen flicken und erkundigen uns nach neuen gebrauchten Reifen. Allerdings sind die für 70000 Cedi angeboten "Second Hand Handhandreifen" auch nicht so besonders gut aus. Schließlich landen wir bei Kalok Enterprises, einen normalen Supermarkt, und nach viel hin und her kaufen wir hier zwei Goodyear 195R14C Reifen mit 8 Layern für 118 US$ das Stück. Dies hat alles sehr viel Zeit gekostet und wir treffen ziemlich spät wieder im Hotel ein. Ulla und Thomas sind auf einmal ziemlich sauer auf uns, da wir mit Jon Pläne geschmiedet haben ohne den anderen Bescheid zu sagen. Die Stimmung ist nun auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt und wir schweigen uns alle ziemlich an. Nach dem Essen fahren wir mit einem zuvor kennengelernten Australier zu seiner Wohnung, wo wir auch übernachten können. Der Australier arbeitet bei einer kanadischen Bergbaufirma und wohnt hier in einer wahnsinnigen und sehr stilvoll eingerichteten Firmenwohnung mit Klimaanlage, Dusche, kalten Orangensaft. Wir unterhalten uns noch ein wenig mit ihm und seiner Freundin (arbeitet für eine Frauenhilfsorganisation) und einem weiteren Bekannten. Danach ziehen wir Deutschen uns zurück und halten eine fruchtbare Aussprache. Ulla und Thomas F. sind sich in der letzten Zeit ziemlich bevormundet vorgekommen. Sie haben keine Lust mehr alles zu machen, was die anderen geplant haben. Der Konsens des Gespräches ist schließlich viel offener zu sein und nur noch gemeinsam zu planen. Erschöpft von den vielen Eindrücken und den eigentlich unnötigen Konflikten fallen wir in Bett. (Freitag 06.02.1998) Jon leiht uns 200 US$, damit wir noch zwei weitere Reifen für vorne kaufen können. Die BubbleGum-Reifen können wir für 45.000 Cedi an einen Schwarzen verkaufen. Wir sind den "Müll" los und haben damit einen Afrikaner (hoffentlich) glücklich gemacht. Um 10.00 Uhr fahren wir gemeinsam weiter. Für die nächsten 70 km ist die Straße asphaltiert und die weitere ist im Ausbau. Kurz vor Sawla zieht sich Jumbo ein 6 cm lange Schraube in den Reifen. Ulla und Thomas F. sind erstaunt, dass man sich mit einer stumpfen Schraube einen Platten fahren kann und wechseln sofort ihren Reifen. Wir sind tierisch glücklich, dass es Simba mit seinen neuen Reifen nicht erwischt hat. Die Vegetation wird so langsam immer grüner, allerdings wird es auch etwas schwüler. 

 

Mole - real easy game watching

In Sawla biegen wir links auf eine Piste nach Larabanga ab. Hier wird es allerdings ein schwieriges Unterfangen eine Rastplatz für die Nacht zu finden. Den nach langer Suche gefundene ruhige Stelle an einem ausgetrockneten Flusslauf müssen wir nach einer Stunde aufgrund der unzähligen, nervigen Fliegen fluchtartig verlassen. In Larabanga geht es wieder links zum Mole Motel Park, wo man am Eingang einmalig 2000 Cedi / Pers. und 5000 Cedi / Auto (Studenten etwa die Hälfte) zahlt. Das Hotel liegt auf einer leichten Anhöhe, zu dessen Fuße zwei Wasserlöcher liegen. Dies sind die einzigen während der momentanen Trockenzeit in ganzen Nationalpark (Fläche entspricht etwa dem Saarland) und viele Tiere kommen hierher zum Trinken. Für die Gäste ist es die angenehmste Art Safari zu machen, wobei der Besuch zahlreicher Tiere garantiert ist.

Elefanten1
- Elefantenbadewanne -
Elefanten2

Für das Camping wird noch einmal eine Gebühr von 5000 Cedi + 15 % Tax fällig. Wir lassen den Tag erholsam an der Bar ausklingen und erfrischen uns mit einem Sprung in den Swimmingpool (5000 Cedi / Tag). Auf dem Campingplatz lernen wir Michael aus Bayern kennen, der uns noch ein wenig auf Gitarre und Bongo vorspielt. Ulla ist mal wieder total begeistert. (Samstag 07.02.1998) Wir machen es uns auf dem Hügel gemütlich und genießen das "Easy game watching". Neben den zahllosen Tieren am Tümpel, besucht uns ein Elefant auf dem Campingplatz und stolziert in etwa 10 Metern an uns vorbei. Alle zusammen genießen den hohen Standard im Hotel mitten in der Wildnis. Vor allem Ulla genießt es aus vollen Zügen, obwohl sie den technischen Fortschritt doch so sehr ablehnt (Ja, Ja - Die Ökos!!!). Jon schäkert mit weiteren anwesenden Briten an der Bar. (Sonntag 08.02.1998) Früh am morgen machen sich Stephen und Thomas F. zur Walking Safari auf (2000 Cedi / Stunde und Person). Sie bekommen eine riesige Boa, sowie Elefanten, Büffel und Antilopen aus nächster Nähe zu sehen, allerdings lassen sich leider die letzten vier Löwen dieses Parks nicht blicken. Zum Mittag machen wir die letzte Packung Mirakuli aus Deutschland auf und lassen es sich richtig schmecken. Eine ziemlich aufdringliche Horde Paviane legt schließlich die Wasserversorgung im Camp lahm und so müssen wir auf das lauwarme Bier an der Bar umsteigen.

Affen1
- aufdringliche Pavianhorde -

Dort lernen wir ein deutsches Pärchen kennen, die vor allem Ulla und Thomas F. einige gute Tipps für ihren geplanten Indienaufenthalt geben. 

 

Ohne Stephen zum Fiema Monkey Sanctuary

Am späten Abend erfahren wir ziemlich unerwartet, das Stephen uns morgen in aller Frühe verlassen will. Er fährt mit dem Bus um 6.00 Uhr los, um sich noch in aller Ruhe den Norden von Ghana anzuschauen. Dies ist ziemlich typisch Stephen, er heckt in aller Ruhe seine Pläne aus und stellt dann alle kurz vorher vor vollendete Tatsachen. (Montag 09.02.1998) Die auf fünf geschrumpfte Gruppe macht sich gemeinsam auf den Weg nach Osten. Nach 90 km Piste biegen wir nach rechts auf die Asphaltstraße Richtung Süden, wobei wir einen Ausläufer der Volterstaudamms über eine Brücke überqueren (600 Cedi). Paviane1 Kurz vor Kintampo wird der Wald immer dichter und grüner, wobei z. B. Bananen- und Mangobäume die dornigen Büsche und Sträucher der Sahelzone ablösen. Nachdem wir im Ort eingekauft und getankt haben, biegen wir nach 18 km links auf die Piste in Richtung der Fiema Monkey Sanctuary (Affenpark) ab. Ulla fühlt sich nicht wohl und hat Fieber und so suchen wir uns auf der etwa 35 km langen Strecke einen Platz für die Nacht. (Dienstag 10.02.1998) Früh am morgen kommen wir im Park an und finden ein friedliches Plätzchen vor. Der Aufseher verlangt fürs Campen 4000 Cedi /Auto und das Zimmer soll 10000 Cedi/Person kosten. Unter den skurrile Gästen befindet sich ein englischer Entomologe (Insektenforscher), eine Australierin mit schwarzen Freund, ein Schweizer Pärchen und Michael aus dem Nationalpark. Ulla kuriert ihre Krankheit aus und wir reparieren alleine durch überlegen den Anlasser des Büschen. Wir hätten nicht gedacht, den Anlasser wieder hin zu kriegen, da die Reparaturanleitung nicht sehr hilfreich und alles ziemlich dreckig und knifflig ist. Nachdem alles wieder zusammen und kein Teil übrig geblieben ist hoffen wir keine weiteren Probleme mit dem Starten des Wagens zu haben. Danach brechen ich, Thomas F. und Uwe zu einem Spaziergang in den nahegelegenen Dschungel (Parkgelände) auf und sind bezaubert von den unzähligen bunten Schmetterlingen und den riesigen, grünen Bäumen auf den die Affen herumturnen.

Wurzelbaum1 Wurzelbaum2
- affengeiler Baum im Monkeypark -

Danach schauen wir noch in einem nahegelegenem Dorf vorbei wo wir freundlich empfangen werden. Die Dorfbewohner feiern gerade eine Beerdigung, wobei man Wort feiern wörtlich nehmen muss. Sie sind lustig drauf, singen und tanzen, ganz anders wie bei uns. Auf dem Rückweg verlassen wir uns auf Uwe und sind fast verlassen. Nach einem langen Irrweg durch Wald, Feld, Waschplatz und Dickicht gelangen wir gerade noch trocken zu unseren Autos. Seit Wochen ist dies der erste Regen und Uwe sowie Thomas F. tanzen im kühlen Nass. Dadurch wird die Nacht seit langem mal wieder angenehm kühl und wir schlafen alle wie die Murmeltiere. (Mittwoch 11.02.1998) An diesem Tag genießen wir den Urlaub, nur ich und Jon machen eine kleinen Spaziergang durch den Wald. Am Abend erfahren wir denn noch, das der Parkeintritt einmalig 5000 Cedi/Pers (Studenten 2500 Cedi) kostet. 

 

Wolkenbruch und Stromausfall über Kumasi

(Donnerstag 12.02.1998) Mit Micha und den beiden Schweizer fahren wir unter tiefschwarzen Himmel kühlen 24 °C nach Kumasi. Dazu brauchen wir nicht nach Kintampo zurück, sondern passieren in Nkoranza den Kreisel und fahren die Piste weiter Richtung Ejura. Von hier geht es rechts auf eine neue Asphaltstraße nach und durch den einsetzenden Regen sieht das grün noch saftiger aus. Nach einer Irrfahrt durch Kumasi parken wir schließlich bei der Reformationskirche im Zentrum der Stadt, wo auch Zimmer vermietet werden und das Camping möglich ist. Mit Regenjacke bekleidet machen wir uns getrennt auf bei strömenden Regen die Stadt zu erkunden. Wir stocken in einer Barkleys Bank mit ihrer Kreditkarte (Visa- und Mastercard möglich) ihre Geldreserven wieder auf. Leider ist die Order von englischen Pfund möglich und diese werden zum schlechten Tauschkurs für Travlerchecks gewechselt, zusätzlich fallen 5000 Cedi Gebühr an. Wir fragen den sehr freundlichen Angestellten nach einem guten Restaurant und seine erste Antwort ist: "I cook for you!". Wir lehnen dankend ab und suchen vergeblich nach dem beschriebenen Restaurant. Schließlich landen wir in einem Nachtclub angeschlossenen Snackbar, wo wir bei Kerzenlicht (Stromausfall in der ganzen Stadt) gut und reichlich essen und trinken. Anschließend decken wir uns noch in einem Supermarkt mit Lebensmitteln (Cornflakes etc.) ein. 

 

Mit Overländern am Vulkansee

Nach Mehrheitsentscheidung geht es zusammen zu fünft nach Kuntansi an einem Vulkansee (27 km Asphaltstraße). Die im DÄRR beschriebenen Pension ist schon seit langem pleite und wird von einigen Einheimischen geführt. Diese machen im Moment ein sehr gutes Geschäft, da noch zwei Overlandtrucks anwesend sind. Für uns stellt sich die Frage bei dieser Art geplanter Reise, fast schon mit Pauschalcharakter, kann man da noch von Abenteuer sprechen. Das wahre Abenteuer gibt es natürlich nur noch recht selten, aber wenn man alles selbst plant und erkundet, dann kommt man ihm schon recht nahe. Zu der Pension kann man nur sagen: "Echt Scheiße". Das Gebäude ist im Begriff zu verfallen, es gibt kein Strom und Licht mehr und zudem sind die Klos bis zum Rand beschissen. Ein Einheimischer erzählt (nuschelt) uns eine Sage über den See und verlangt im nachhinein Geld dafür. Wir machen Ihm klar, dass er dies im Vorhinein hätte sagen müssen und aus diesem Grund zahlen wir nicht. Aus der ehemals schönen und teilweise überdachten Terrasse trinken jeder ein Bier und beobachten das plätschern der Regentropfen auf der glatten Seeoberfläche. (Freitag 13.02.1998) In aller Frühe brechen die beiden Overländers auf. Viel haben sie nicht von dieser Ecke des afrikanischen Kontinents gesehen. 

 

Volksfest in Anyinatiase

Wir streiten uns mit den Einheimische herum, da wir nicht bereit sind für diese dreckige Bruchbude (war sicherlich mal ein sehr schönes Hotel mit herrlichem Aussicht auf den See) zu viel zu zahlen. Schließlich einigen wir uns auf 2000 Cedi / Pers., während Jon und Thomas F. sich nach einem schöneren Platz am See umschauen. Wir erhalten die Erlaubnis des Chefs von Anyinatiase auf dessen Fußballplatz zu campen. Vorher findet allerdings ein sportlicher Wettkampf auf dem Spielfeld zwischen den beiden Nachbarorten statt. Dazu sind beide Orte, vom Kleinkind bis zur älteren Generation, auf den Beinen und feiern ein riesiges Volksfest. Sportlich kämpfen Teams jeder Altersklasse und Geschlechts gegeneinander. Auf dem Platz herrscht eine wahnsinnige Stimmung, die durch eine Gruppe von singenden und tanzenden Jugendlichen in der Art von Chearleadern verbreitet wird. Zudem bietet eine Gruppe ältere Frauen die verschiedensten Snacks und Getränke an. Nachdem sich der Trubel ein wenig gelegt hat gehen wir alle im See (angeblich Bilharziosefrei) schwimmen. Ein großer Teil der Kinder ist noch vollkommen aufgedreht und wir machen ein wenig Klamauk mit ihnen.

Kinder
- Volksfest -

Vor allem Jon ist das ein wenig zu viel und er verzieht sich in sein Zelt. Wir haben allerdings tierischen Spaß und machen uns gegen 17.00 Uhr ins Dorf von Anyinatiase auf. Mit einem Teil der Kinder (stolz wie Oskar) an der Hand statten wir dem Chief einen Antrittsbesuch ab. Dieser sitzt auf einer Bank auf dem Dorfplatz und als sich ein Englisch sprechender Einheimischer als Dolmetscher dazu gesellt kommt auch ein kleines Gespräch auf. Der Chief lädt uns schließlich zu einem Umtrunk in seiner Hütte ein, wobei wir ein wenig der Sitten kennenlernen. Zuerst sind wir ein wenig verwirrt, dass wir einen Rest des sehr hochprozentigen Schnapses auf den Boden kippen sollen, aber schließlich verstehen wir. Dies ist eine Zeremonie zu Ehren der Verstorbenen. In der Dämmerung kehren wir zu unserem Büschen zurück, von wo aus wir uns nach etwa zwei Stunden in der absoluten Dunkelheit zu einer Runde Nacktbaden im Mondschein aufmachen. 

 

Tritt in die Pedalen

(Samstag 14.02.1998) Ich und Uwe haben uns heute vorgenommen eine Fahrradtour zu machen. Zuerst fahren wir ein Stück am See vorbei bis dann die Piste steil den Kraterrand herauf führt. Wir müssen absteigen und obwohl wir nur schieben, läuft uns der Schweiß wie Wasser am ganzen Körper runter. Oben am Kraterrand wird erst einmal eine Pause gemacht mit Ausblick über den leider wolkenverhangenen See. Um die verlorenen Flüssigkeitsreserven wieder aufzufüllen hangeln wir uns von Bar zu Bar. Die Hitze macht uns ziemlich zu schaffen, vor allem weil wir nicht so genau wissen wo wir sind. Als wir schließlich einen Lichtblick in Form der Verbindungsstraße zwischen Kumasi und dem See sehen, geraten wir in eine große Ansammlung von Schwarzen. Wir wissen nicht, ob es sich hierbei um eine Demonstration oder Beerdigung handelt. Allerdings wird uns beiden ziemlich mulmig, als die überwiegend stark betrunkenen Schwarzen handgreiflich werden und uns an der Weiterfahrt hindern. Die Schwarzen verlangen Geld von uns und nur durch die Hilfe eines vorbeikommenden Schwarzen können wir der misslichen Situation entrinnen. Im Sattel unserer Bikes treten wir trotz der Hitze mächtig in die Pedalen und halten erst wieder in Kuntansi am See an. Glücklich darüber, ungeschoren dieser brenzligen Situation entronnen zu sein, kippen wir nach den anstrengenden 50 km vom Fahrrad direkt in den warmen See. Heute riecht der See allerdings ein wenig nach Scheiße. Da dieser See vulkanischen Ursprungs ist, könnte der unangenehme Geruch allerdings auch von Schwefelgasen herrühren. Auch heute sind die Kinder ziemlich aufgedreht, was ihnen auch nicht zu verübeln ist, da wir doch etwas ziemlich außergewöhnliches sind. Zudem schauen mal wieder ein paar fein herausgeputzte Mädels im heiratsfähigen Alter vorbei. Wir sind jedoch noch ziemlich geschafft von der Fahrradtour und liegen nur faul in der Gegend herum. Die Kleinen lassen allerdings auch nach mehreren Ermahnungen nicht nach und erst mit dem Einbruch der Dunkelheit kehrt Ruhe in das Paradies ein. Jetzt können wir uns endlich richtig entspannen. 

 

Camping an der CocoBeach  

(Sonntag 15.02.1998) Am Sonntag brechen wir nach Accra auf. Im 1. Ort außerhalb des Kraters biegen wir rechts auf eine gute Piste ab und sparen so den Weg zurück nach Kumasi. An der Hauptstraße decken wir uns reichlich mit billigem Obst und Gemüse ein. Es gibt auch Besonderheiten wie Pilze, Schnecken, Ratten und Käfer, allerdings testen wir nur die sehr leckeren Pilze. Zum Mittag biegen wir auf einem Feldweg in einen sehr dichten Dschungel ab und Uwe bereitet die Pilze wunderbar vor. Allerdings sind sie ihm zu schleimig und er testet nur ein wenig davon. Um schnell nach Accra zu kommen nehmen wir die gute Asphaltstraße über Koforidua und lassen die Boti Wasserfälle aus. Leider wird die sehr schöne Landschaft bei Koforidua durch einen Nebelschleier verhangen. Hinter Koforidua wird die Straße zu einer Achterbahn, in engen Kurven geht es hoch und runter. Am Straßenrand stehen unzählige Einheimische, die vom Wochenendausflug wieder zurück nach Accra wollen. Die Taxis haben pausenlos zu tun und sind bis unters Dach gefüllt. Bei Aburi passieren wir dann mehrere Stände mit Kunsthandwerk und sehen wenig später nach langer Zeit zum ersten mal wieder das Meer. Jedoch bricht kurz vor Accra die Dunkelheit über uns herein und so übernachten wir in der Lodge Vintata für 10000 Cedi / Auto. Bei dem Besitzer handelt es sich um den ehemaligen Polizeichef von Accra, der sich hier mit den Schmiergelder (nicht bestätigte Vermutung) eine neue Existenz aufgebaut hat. Der Bruder des Besitzers führt Ulla, Thomas F. und Jon zum Essen (schlecht und teuer) und die Zurückgebliebenen verköstigen sich selber und trinken ein Bier an der Bar. (Montag 16.02.1998) Um 9.00 Uhr geht es weiter Richtung CocoBeach. Da uns Uwe führt gelangen wir erst nach einer kleinen Irrfahrt durch Accra an den Palmenstrand der CocoBeach (Camping 2 US$/Pers.). Um rechtzeitig vor der Mittagspause in der Botschaft der Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) zu sein fahren wir die gut 10 km mit einem Taxi in die Stadt zurück. Das 14tägige Transitvisum für Côte d'Ivoire kostet 21000 Cedi, 2 Paßfotos und ist in 48 Stunden fertig. Jon (Engländer) muss mal wieder das vierfache zahlen. Nach der Arbeit kommt jetzt das Vergnügen und wir speisen fürstlich nebenan im Chinesen, Mastercard macht’s möglich. Zum Abschluss genehmigen wir uns noch eine riesige und gute Portion Eis bei Frankies, einem Libanesen der zudem noch Brot, Kuchen und Teilchen verkauft. Jon fährt wieder mit dem Taxi zurück an den Strand, Uwe und ich machen eine sehr stressige Wanderung durch die Stadt. Ziemlich fertig fahren wir schließlich mit einem Toto (Matato in Ostafrika / Kleinbus) ebenfalls zurück. Nach einem Wellenbad im Atlantik ist für den Rest des Tages nur Entspannung angesagt.

Fischerboot
- Fischerboot -

(Dienstag 17.02.1998) An diesem Tag passiert nicht aufregendes (schwimmen, trinken, essen und sonnen). Allerdings wird die Nacht zur Qual. Durch einen Stromausfall läuft der uralte und nicht gedämpfte Generator Stunde um Stunde und keiner im Umkreis von mehreren Hundert Metern findet richtig Schlaf. Um 1.00 Uhr wird es Uwe zu viel und er muss erst alle Angestellten wecken, bevor er jemanden gefunden hat der bevollmächtigt ist den Generator abzustellen. (Mittwoch 18.02.1998) Als erstes führt es Uwe, Jon und mich wieder zur Botschaft der Côte d'Ivoire und wir erhalten unser Visa ohne Probleme. Danach beginnt eine tierische Odyssee durch die Stadt. Bei der Guinea – Botschaft soll das Visum 40 US$/Pers. kosten und zudem benötigen wir noch ein Laisse de Passe (Durchfahrerlaubnis) für zusätzlich 40 US$. Da wir gehört haben, dass das Laisse de Passe in der Regel an der Grenze nicht anerkannt wird, versuchen wir das Visa ohne zu bekommen. Dies gelingt uns allerdings nicht, der Botschafter will unter allen Umständen sein Gehalt aufbessern (Vermutung). Aus diesem Grund erkundigen wir uns erst bei der Botschaft von Mali, wo wir nach einer weiteren Taxifahrt durch die Stadt schließlich landen. Leider soll dieses Visum ebenfalls 40 US$/Pers. (in Mauretanien: ca. 10,00 US$/Pers.) kosten. Wie schon in der Guinea – Botschaft wollen sie auch hier nur harte Währung und so verschieben wir diese Formalitäten bis nach Abidjan (Hauptstadt der Côte d'Ivoire). Aber unsere Reise ist noch nicht zu Ende, sie führt uns nach langer, langer Suche zu einem Internetcafe. Zur Freude Uwes kann er hier endlich Verbindung mit seinem Computer in Deutschland aufnehmen und natürlich jede Menge Mails verschicken. Da es sich hier nur um lahme 486er handelt, wird es nichts mit dem Surfen im WorldWideWeb, obwohl eine halbe Stunde mit 6000 Cedi relativ billig ist. Uwe schickt aus diesem Grund Bernd eine Mail und beauftragt ihn für Ulla und Thomas F. eine günstige Fährverbindung für Jumbo nach Südafrika heraussuchen. Danach geht es zu Fuß wieder mal ans andere Ende der Stadt, wo wir zwei unserer Filme entwickeln lassen. Wir kommen durch diese sportliche Höchstleistung bei tropischen Temperaturen ziemlich ins Schwitzen. Leider hilft auch eine eisgekühlte Cola nach der anderen nicht die Körpertemperatur abzusenken. Schnell geht es mit dem Toto wieder zurück zur CocoBeach und dort bringt ein Sprung in den Ozean schließlich den erwünschten Erfolg. Was uns ein wenig stört, dass der Plastikmull am Strand von Tag zu Tag zunimmt. Wäre die Abfallentsorgung nicht eine herrliche Aufgabe für die zahllosen Beachboys, die hier Stunde für Stunde ihren Körper für zahlungskräftige Weiße trainieren. Den Abend schlagen wir durch haltloses betrinken tot. (Donnerstag 19.02.1998) Uwe und ich beginnen den Tag in aller Ruhe, dabei schwitzen wir den kompletten Vormittag im Bus und können erst zum Mittag aufstehen. Uwe beschließt heute einen Nudelsalat zuzubereiten, allerdings verteilt er die komplette Soße auf dem Teppich des Schlaf-ess-und-wohnwagens Simba. Er kann es sich nicht verzeihen und ist ziemlich sauer auf sich selbst. Ich kann ihn nur beruhigen, indem ich schleunigst neue Mayonnaise besorge. Ansonsten passiert nicht besonderes an diesem Tag. (Freitag 20.02.1998) Heute fahren Uwe und ich ein weiteres mal mit dem Toto in die Stadt, um im Internetcafe die Antwort von Bernd abzurufen. Scheinbar ist er aber nicht Zuhause oder hat seine Mails nicht abgerufen, wir haben zumindest keine Antwort bekommen. In aller Kürze schreiben wir allen Bekannten mit EMail-Adresse eine Nachricht über unseren aktuellen Standort und unser körperliches und geistiges Befinden. Da die Mütter von uns unbedingt eine goldene Kette mitgebracht bekommen wollen, werden noch schnell die Goldpreise überprüft, die hier allerdings annähernd so teuer wie in Deutschland sind. Aus diesem Grund verschieben wir diese Auslage bis auf weiteres und fahren an den Strand zurück. Hier brennt im Moment Gestrüpp auf dem Nachbargrundstück und der Wind treibt das Feuer in unsere Richtung. Nach einiger Zeit trifft der Security-Chef ein und beäugt das Geschehen gespannt. Das Feuer auf dem Nachbargrundstück wird immer größer und hat schließlich auch unseren Holzzaun erreicht. Nachdem die Hälfte des Zauns abgebrannt ist (nach 2 Stunden) bequemt sich der Sicherheitsangestellte den Angestellten fürs "Grobe" (Wäsche waschen, fegen etc.) zu rufen, der dann einen Eimer Wasser nach dem anderen aus dem Meer holen muss. Schlimmeres kann dadurch wenigstens noch verhindert werden. Das Szenario ist irgendwie typisch für die Schwarzen, sehr interessiert an allem aber das Arbeiten so lange wie möglich aufschieben. (Samstag 21.02.1998) Es scheint schon wieder keinen Strom zu geben. Wie wir später erfahren soll wohl Burkina Faso durch ihre vielen Staudammprojekte Ghana und dem Voltastausee das Wasser abgraben. Darunter hat mal wieder die normale Bevölkerung zu leiden, indem ihnen ungefähr jeden 2. Tag der Strom abgedreht wird. Leider müssen auch wir leiden, der Kompressor läuft wieder und nervt. Am Strand herrscht heute ziemlich großes Treiben. Neben den täglich anwesenden Beachboys sind jede Menge Einheimischer zum Wochenendausflug eingetroffen. Zwischen einigen Schulklassen, denen das Schwimmen beigebracht wird und eine andere Gruppe, die getauft wird gehen wir zum Baden in die Brandung. Jon beschäftigt sich schon die ganze Zeit mit Linda, seit 2 Tagen seine neue Freundin. Am Abend trinken wir mit Ulla zusammen ein gepflegtes und frisch gezapftes Bier im Strandpavillon. Beim Sonnenuntergang lassen wir die letzten Wochen noch einmal Revue passieren und obwohl Ulla Uwe das Leben zeitweise ziemlich schwer gemacht hat und wir einige Differenzen hatten, fließen einige Tränen der Trauer zum Abschied. 

 

Trouble im KOSA Culturecenter

(Sonntag 22.02.1998) Am Morgen warten Jon, Linda, Uwe und ich über eine halbe Stunde an der Rezeption, bevor sich schließlich der Barkeeper bereit erklärt unser Geld fürs Camping anzunehmen. ThomasAmStrand Nach einer weiteren Runde Schwimmen trennen sich erst einmal auch die Wege von mir, Uwe, Jon und Linda. Jon bringt Linda nach Kumasi zu ihren Eltern. Ich und Uwe fahren direkt nach Cape Coast, wo Jon wieder zu uns stoßen will. In Accra werden wir noch von einem Taxifahrer zum Anhalten genötigt. Erst denken wir es handelt sich um einen Hinterhalt, aber der Taxifahrer möchte nur die Adressen austauschen und uns zum Essen einladen. Wir lehnen allerdings dankend ab, da sie noch eine weite Strecke vor uns haben. 25 Kilometer hinter Cape Coast geht es dann links ab zum KOSA Culturcenter. Leider ist die Eigentümerin heute unterwegs und deren Angestellter Kojo weiß nicht wie teuer die Übernachtung ist.

Trio
- Sunnyboys (Kojo, Thomas, Uwe) -

Alle sind sehr nett und zeigen uns wenige Meter weiter am Strand unter Palmen eine Stelle wo wir campen können. Hier in der Gegend ist die Strömung des Meeres schon ziemlich unberechenbar und so beschränkt sich das Schwimmen auf eine Art Pool zwischen zwei Klippen. (Montag, 23.02.1998) Gestern hatte Kojo mir und Uwe versprochen uns zum Kakum-Nationalpark zu begleiten. Wir stehen also alle früh auf und fahren zu dritt zum etwa 60 km entfernten Nationalpark. Hier bieten die ghanaische Regierung und ein paar kanadische Wissenschaftler eine atemberaubendes Naturschauspiel. Für 22000 Cedi (Studenten die Hälfte) wird man für eine Stunde durch einen relativ ursprünglichen Urwald geführt. Der Höhepunkt bildet dabei ein Rundweg durch die Wipfel von Urwaldriesen.

Kojo  Tom
- Hängebrücken im Kakum-Nationalpark -

In bis zu 45 m Höhe wird man dabei über sieben sehr sichere (kanadische Sicherheitsbestimmungen) Hängebrücken geleitet. Hier merkt man allerdings auch, dass es im Urwald nicht von Tieren wimmelt. In der kurzen Zeit bekommen wir nur einige sehr schöne Schmetterlinge zu sehen. Außerdem erklärt die Rangerin, dass das Rascheln im Gebüsch eine Art Reh ist. Durch das Dickicht ist allerdings schon nach wenigen Metern nichts mehr zu erkennen. Kinder Allerdings ist allein die Landschaft schon atemberaubend. Gegen Mittag kehren wir zum Strand zurück. Nach dem Mittagessen werden wir von einigen Kindern zum Schwimmen begleitet und reichlich mit frischen Kokosnüssen versorgt. Dazu klettern die Kleinen wie die Affen auf die Bäume. Gelernt ist gelernt!  (Dienstag 24.02.1998) Am Strand gesellt sich Ruth zu uns. Bei einem kleinen Plausch erfahren wir, dass Ruth für 2 Monate in Togo bei einer Familie wohnt und im Moment 5 Tag Tanzen und Trommeln im Culture Center lernen möchte. Später gesellt sich auch noch Silke zu uns, die Aussicht hat im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojekts die Frauen- und Kinderarbeit im Dorf zu betreuen. Sie lebt im Moment bei einem ghanischen Freund in Accra, der ein ziemlich guter Trommelbauer ist. Die Besitzer des Culture Centers Sasa und Kobi (Raster) treffen am Nachmittag ein, schauen jedoch nicht zur Begrüßung (typisch) bei uns vorbei. Am frühen Abend gehen wir also ins Culture Center, um ein Bier zu trinken und uns vorzustellen. Erst mal werden wir nicht beachtet und zu allem Überfluss pflaumt uns Kobi noch an, warum wir noch keinen Anstandsbesuch beim Chief des Dorfs gemacht haben. Das ist natürlich Uwe zu viel und er verzieht sich direkt zum Auto. Ich kann das nicht auf mir sitzen lassen und stelle mich erst einmal vor. Jetzt nimmt auch Sasa von mir Kenntnis und erklärt, dass das Campen bei ihnen auf dem Gelände 5000 Cedi kostet und hier kein offenes Feuer erlaubt ist. Nun kehre auch ich zum Bus zurück und sofort entbrennt ein Disput zwischen mir und Uwe. Wir entschließen uns trotz des Zwiespalts am Strand zu bleiben. (Mittwoch, 25.02.1998) Am Vormittag gehen wir ins Dorf, um uns für den Abend mit dem Chief des Dorfes zu einem Ginumtrunk zu verabreden. Später befiehlt uns Sasa den Wagen wo anders zu parken, eine Begründung gibt sie nicht. Wir stehen auf allgemeinen Grund, der nicht zu Sasa's Campingplatz gehört. Dies regt Uwe so sehr auf, dass er sich stur stellt. Die Stimmung wird immer angespannter, man kann fast das Knistern hören. Um 16.00 Uhr gehen wir dann in den Ort und unterhalten uns bei einer Flasche Gin für 3500 Cedi mit dem Chief. Von den Flasche Gin wird auch wieder das erste und letzte Glas den Ahnen geopfert, indem es auf den Boden gekippt wird. Sie erfahren einiges über den Chief, seine Familie und das Dorf. Zum Schluss machen wir noch einen Rundgang und der Chief zeigt uns voller Stolz sein Dorf. Zurück am Strand ist auch Rainer eingetroffen und die Diskussionen gehen weiter.

Gruppenbild
- alle haben Spaß -

(Donnerstag, 26.02.1998) Am frühen morgen schaut Kobi vorbei bei uns vorbei und wir denken jetzt lassen sich alle Missverständnisse aus dem Weg räumen. Doch Kobi flippt direkt aus und lässt kein Gespräch aufkommen. Nun wird auch Uwe hart wie Granit und es bedarf ziemlich große Überredungskunststücke von Rainer und mir, um ihn doch noch umzustimmen. Schließlich gelingt es Rainer Uwe davon zu überzeugen durch diesen kalten Krieg die positive Energie dieses Ortes zu zerstören. Uwe gibt also auf und wir setzen unser Auto aus dem Blickfeld von Kobi zum Meer wenige Meter weiter den Strand herunter. Es gibt halt einige Leute, die sich nicht zum klärenden Gespräch fähig sind und sich durch Argumente überzeugen lassen. Sasa verhält sich wie die Weisen zur Koloniezeiten. An unserem neuen Platz nur 5 Meter von der Wasserlinie entfernt kommt eine weitere Diskussion mit Silke und Rainer über Energien von Menschen und Orten auf. Am Nachmittag fahren wir mit unserem Fahrrad zur etwa 4 km entfernten Hauptstraße und kaufen Ananas und Brot. Wie es der Zufall will, fahren Ulla und Thomas F. mit Jumbo vorbei. Da Ulla fährt sind die beiden mal wieder total orientierungslos und sehen uns erst als Uwe sie mit dem Bike überholt. Wir machen einen Treffpunkt am Strand aus und Uwe und ich schauen im Ort noch beim Chief vorbei. 

Zeichnung von der Bucht in der Nähe des Cosa Culturecenter
- Zeichnung von Bucht -

Bei einer Flasche Bier erfahren wir weiteres Interessantes über das Dorf und zudem können die beiden ihre Englischkenntnisse ein wenig auffrischen. Später erzählen Ulla und Thomas F. eine bedrückende Neuigkeit. Birgit vom Camping Sukuta (Gambia) hat sich wenige Tage nach unserer Abfahrt erhängt. Ferner erfahren wir, dass Jon versucht die Papiere für Lindas Ausreise nach England zu besorgen. Engländer sind doch ziemlich verrückt, werden wir ihn jemals wiedersehen? (Freitag 27.02.1998) Früh am Morgen fahren Uwe und ich mit unseren Fahrrädern in die etwa 20 km entfernte Stadt Elmina Castle. Dies ist ein ehemaliger Sklavenumschlagplatz und besitzt, wie der Name schon sagt, eine alte Festung. Für 2500 Cedi (Studenten) besichtigen wir die alten Gemäuer mit Festungsanlagen, Hallen, Wohnräumen und vor allem tiefen Verliese. Zudem gibt es noch eine Ausstellung, die uns die Geschichte von Elmina und die damit  eng verbundene Sklaverei näher bringt. Gegen Mittag machen wir uns auf den Heimweg und trotz der Bewölkung kommen wir ziemlich ins schwitzen. Einige Kilometer vor dem Ziel verliert Thomas sein Vorderrad auch noch langsam Luft (wurde ja nach langer Pause wieder mal Zeit, auch wenn es nicht das Auto ist) und beide geben ihr letztes um noch vor dem absoluten Plattfuß am Strand zu sein. Absolut am Ende und von den Zehen bis in die Haarspitzen am Ölen springen wir in die Brandung (Zisch). Danach unterhält sich Uwe mit Silke über Beziehungen. Ich spiele noch ein wenig mit drei kleinen Schwarzen im Wasser rum. Heute sind die Wellen besonders hoch und die Strömung zieht den Übermütigsten der Kinder leicht vom Strand weg, bis dieser sich nicht mehr auf dem Boden halten kann. Er wird von der Strömung immer weiter in Richtung Felsen getrieben. Er beginnt immer heftiger zu paddeln und ich bekomme die Gelegenheit Retter zu spielen. Ich klemme mir den Kleinen unter meinen Arm und rette ihn so vor schlimmeren. Der Bub ist mir so dankbar, dass er mir sein Zuhause zeigt. Er, seine Geschwister und Eltern bewohnen im Dorf ein kleines Zimmer, indem ein Doppelbett steht und welches bis unter die Decke mit Klamotten und Büchern vollgestopft ist. Sein Vater ist hier im Ort Lehrer an der Schule und damit scheint es ihnen schon etwas besser als dem Durchschnitt zu gehen, so dass sie sich sogar einen kleinen Fernseher leisten können. Den Abend relaxen wir und nehmen nach Rainers Belehrung die positive Energie dieses Ortes in vollen Zügen auf. (28.02.1998 Samstag) Nach einem relaxten Vormittag gibt Rainer uns Sachen, die wir für ihn mit nach Deutschland nehmen sollen. Er hat keine Lust vor dem Heimflug den Schlafsack und Sandbleche zu verschenken. Zudem gibt er uns einige gute Anlauftipps für Marokko, neben Mauretanien sein Lieblingsreiseland. Am Nachmittag ist dann Bewegung angesagt, wir tollen und planschen mit den Kindern. Besonderes Interesse findet schließlich eine Frisbee, es geht auf und ab und auch die vielen Palmen können dem Treiben kein Ende setzen.

Frisbey
- Frisbey at the beach -

Nach dem Sonnenuntergang gehen Ulla, Uwe, Thomas und ich zum Dorfchief und Queenmam, wo sich bei dem einen und anderen Bier ein lustige Unterhaltung entwickelt. Entgegen Ullas eigentlichen Naturell ist sie heute sehr ruhig und man merkt ihr auch ein wenig ihre ablehnende Haltung an. Sie hat etwas dagegen, das sie das Trinken des Chiefs so unterstützen muss (Strandmiete). Wir anderen Drei haben aber unseren Spaß und erfahren dabei, das hier die Vorahnen nach dem Geburtswochentag vergeben wird, Uwe würde hier Kojo und ich Kobi heißen. Aufgrund eines Todesfalles steigt im Dorf eine Fete. Hier herrscht ein ganz anderes Verständnis zum Tod. Das ganze Dorf und wohl noch viel mehr sind auf den Beinen, es wird auf der Straße getanzt und gesungen. Mitten in der Nacht bekommt Uwe tierisches Herzflattern. Ich soll horchen und meine mit nicht sonderlich aufmunternden Worten: "Das hört sich gar nicht gut an, dein Herz klopft wie ein stotternder Motor". Dies beruhigt Uwe natürlich in keiner weise und auch einige entspannende Schritte am Strand bringen keine Besserung. Aus diesem Grund entschließen wir uns in Richtung Cape Coast und der nächsten Klinik zu fahren. Im Ort haben wir dann noch das Problem, dass überall auf der Straße Zelte, Stühle und schlafende Schwarze stehen und liegen. Nach einer Slalomtour geht es dann auf die Hauptstraße. Allein die Nähe zur Stadt und dem Krankenhaus scheint schon zu helfen. Nach und nach geht es Uwe immer besser und so können wir uns ein ruhiges Plätzchen am Strand suchen und endlich entspannt einschlafen. Hoffentlich ist dies ein Einzelfall und nur durch die Hitze, Anstrengung und den Alkohol bedingt gewesen.

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